Selten, ähnlich und doch ganz verschieden

In diesen Tagen öffnete ich diese zwei besonderen, relativ hochpreisigen Whiskys. Sie haben ihre Ähnlichkeiten: Beide sind Single Malts aus dem Nordosten von Islay. Beide sind nicht torfig, „unpeated“. Beide reiften lange, 17 bzw. 18 Jahre. Beide wurden in Fassstärke abgefüllt.

Der Caol Ila reifte in Refill Bourbon-Fässern, d.h. Fässer, die zunächst einmal für amerikanischen Bourbon und danach schon mindestens einmal für schottischen Whisky verwendet worden waren. Der Port Askaig hingegen in einem Fass, in dem zuvor Sherry gelagert hatte. Der Unterschied macht sich in Farbe, Duft und Geschmack bemerkbar. Ich genieße es jedesmal, mir zwei einzuschenken und dann während des hier abgebildeten Abfüllens und Entwerfens und Druckens der Etiketten immer wieder abwechselnd an beiden Gläschen zu schnuppern und zu nippen.

Vorbereiten der Samples
Vorbereiten der Samples

Ok, sie haben Gemeinsamkeiten und Unterschiede, aber was macht sie selten?

Caol Ila ist bekannt für torfige Whiskys. Übrigens eine meiner Lieblingsdestillerien auf Islay, erstens, weil wir sie bei unserem ersten Islay-Besuch in 2016 gleich von der Fähre aus ansteuerten und zweitens, weil deren Whiskys häufig von unabhängigen Abfüllern angeboten werden, was ich für eine wichtige Bereicherung halte; andere Destillerien sind da restriktiver bei der Herausgabe ihrer Fässer. Aber zurück zum Thema. Dieser Whisky hier ist „unpeated“, und Caol Ila produziert diese Sonderabfüllungen meines Wissens nur immer einmal pro Jahr. Und was soll ich sagen: Ich bin begeistert vom Ergebnis. Hatte ich schon erwähnt, dass ich die gleiche Flasche nochmals ungeöffnet im Schrank stehen habe und noch zwei andere Jahrgänge?

Und Port Askaig? Diese Destillerie gibt’s doch gar nicht! Stimmt. Immer wieder gibt es Gerüchte, dass Caol Ila hinter diesem Label steckt. Schließlich liegt Caol Ila in unmittelbarer Nachbarschaft von Port Askaig. Auch der Wirt im Gasthaus an der Fähre war sich 100%ig sicher, denn immer, wenn er Post von diesen beiden erhielte, habe diese dieselbe Postleitzahl, und das sei der Beweis. Ist aber nicht so. Unter dem Label Port Askaig werden nämlich Whiskys unterschiedlicher Destillerien verkauft. Alles was man weiß: Es ist jeweils ein Islay Single Malt. Bei dieser Abfüllung hier macht man allerdings kein Geheimnis aus der Herkunft. „The northernmost distillery on Islay“ steht auf der Rückseite der Flasche, und das ist zweifellos Bunnahabhain.

Dort ist es übrigens nicht unüblich, den Whisky „unpeated“ zu brennen. In unserem Schottlandurlaub 2019 begleitete uns eine Flasche des sehr leckeren 12jährigen Bunnahabhain von Edinburgh über Islay, Oban und Skye bis nach Pitlochry. Ich kannte ihn schon aus Deutschland und wusste – als ich ihn in einem Whiskyladen auf der Royal Mile entdeckte – dass er uns beiden schmecken würde. Und tatsächlich genossen wir jeden Schluck, sei es beim Wandern, beim Kochen, vor dem Abendspaziergang oder beim Durchblättern und Posten der Fotos vom Tag. Oh, schon wieder abgeschweift.

So, beide sind nun in Samples abgefüllt, die ich über eBay zum Selbstkostenpreis anbiete. Nein, natürlich nicht alles. Habe genug fürs eigene Genießen zurückbehalten.

Slàinte Mhath!
Dirk