Besondere Abfüllungen werden ja häufig von einem großen Spektakel begleitet. Und da sie oft streng limitiert sind, gibt’s nicht selten ein Hauen und Stechen, und hin und wieder geht man leer aus. Ardbeg ist ein gutes Beispiel dafür. Manchmal mache ich eifrig mit, manchmal halte ich mich raus.
Obwohl ebenso sorgfältig von der Destillerie beworben und von namhaften Influencern weiterverbreitet (um mal dieses geläufige Wort zu verwenden), empfinde ich das bei der diesjährigen Abfüllung des immer wieder lohnenswerten Kilchoman 100% Islay doch wesentlich entspannter.
Es ist die mittlerweile zehnte Auflage, die 10th Edition. Das Besondere an dieser Serie ist die Tatsache, dass sowohl die Zutaten als auch der Herstellungsprozess zu 100% von Islay stammen bzw. auf Islay stattfinden. „From barley to bottle“, nennen sie das, und tatsächlich besuchten wir bei unserem ersten Islay-Urlaub die Destillerie und sowohl deren Gerstefelder als auch deren Flaschenabfüllung. Letztere ist durchaus professionell, aber winzig im Vergleich zu der, die wir vor einem Jahr bei Signatory in Pitlochry sahen.
Ansonsten haben die Whiskys dieser 100% Islay-Serie durchaus unterschiedliche Konzepte. Die 6th Edition beispielsweise bestand ausschließlich aus Whiskys, die in First-Fill und Refill Bourbon-Fässern gereift waren. Für die 8th Edition hingegen verwendete man sowohl Bourbon-Fässer als auch einige Oloroso Sherry Butts.
Die Besonderheit der diesjährigen 10th Edition ist, dass man nicht nur Alter und Art der Fässer ausweist, sondern sogar die Gerstesorten, die verwendet wurden: „Distilled from Optic and Publican barley varieties grown at Kilchoman in 2007, 2009 and 2010, the barley was then malted onsite and peated using local Islay peat before being distilled, matured and eventually bottled all within the farm distillery’s limits. This, the 10th annual edition of the range, was matured in a combination of 39 bourbon barrels and 2 oloroso sherry butts for a minimum of 9 years.“ Der Torfgehalt wird mit 20 ppm angegeben, also moderat. Der Alkoholgehalt liegt bei 50% vol., da würde ich mir Fassstärke wünschen. (Hat’s auch tatsächlich schon mal gegeben.) Last-but-not-least darf der Hinweis nicht fehlen, dass dieser Whisky wie alle Kilchomans natürlich weder kühlgefiltert noch gefärbt wurde.
Zwei dieser 12.400 Flaschen habe ich mir gegönnt; eine zum Sammeln – sie steht nun neben der 6th Edition – und eine zum Genießen und Teilen.
Slàinte Mhath!
Dirk