Traceability

Traceability übersetzt man wohl am besten mit Rück- oder Nachverfolgbarkeit.

Wünscht man sich beispielsweise beim Lebensmittel Fleisch: Wo und wie ist das Rind aufgewachsen? Mit was wurde es gefüttert? Wo wurde es geschlachtet? Das sind wichtige Fakten, wenn man als Konsument auf eine artgerechte Haltung Wert legt oder wenn man einfach nur bewerten will, ob der Preis eines teuren Steaks seine guten Gründe hat. Eine solche Rückverfolgbarkeit ist aber leider noch die Ausnahme. Aussagen von Metzgern, dass Kunden immer häufiger danach fragen, machen allerdings Mut.

Beim Whisky sind es weniger die hehren Grundsätze, ob der Whisky artgerecht reifte und sich wohl fühlte. Hier ist man an Nachverfolgbarkeit interessiert, weil man schon immer – mehr oder weniger erfolgreich – auf Flasche oder Umverpackung nach Fakten suchte. Welche Gerste wurde verwendet? Mit was waren die Fässer belegt gewesen, bevor man nun diesen Whisky drin reifen ließ? Welche Fassgrößen kamen zum Einsatz? In welchem Verhältnis flossen unterschiedliche Fassarten in das Batch ein, das hier abgefüllt wurde? Wie viele Flaschen kamen dabei raus?

Destillerien führen nun nach und nach eine solche Traceability ein. Ich beleuchte hier mal zwei sehr junge.

ncnean.com/batches

Nc’nean benennt auf der Flasche das Batch, beispielsweise das Organic Batch .04, und weist auf der Flasche auf die Seite ncnean.com/batches hin. Dort erfährt man beispielsweise,

    • dass für die Würze „Anchor“- und „Fermentis“-Hefen verwendet wurden,
    • dass der New Make zwischen Mai und September 2017 destilliert wurde,
    • dass das Batch aus 14 Fässern besteht und zwar aus welchen Fassnummern,
    • dass es sich dabei zu 35% um ex-Bourbon-Fässer handelt und zu 65% um Rotweinfässer, die vorher einem STR-Verfahren unterzogen wurden (siehe Nc’nean-Artikel),
    • dass sie zwischen dem 23.11.2020 und dem 16.12.2020 abgefüllt wurden
    • und dass 5.040 Flaschen dabei herauskamen.

Ardnamurchan hingegen hat einen anderen Ansatz. Auch sie betonen auf der Umverpackung ihre Nachhaltigkeit und Nachverfolgbarkeit, verweisen dann für Details aber nicht auf ihre Homepage, sondern haben einen QR-Code auf jeder Flasche, der zu weiteren Informationen führt. Dort erfahre ich sehr interessante Fakten, beispielsweise,

    • wann genau meine Flasche eines AD/ 09.20 :01 abfüllt wurde, nämlich am 22.09.2020 durch Lewis Hamilton (vielleicht ein Zweitjob oder Hobby, neben der Formel 1)
    • dass dafür „Concerto“-Gerste gemälzt wurde,
    • mit welchen Wassertemperaturen gemaischt wurde,
    • dass man sowohl Washbacks aus Holz als auch aus Edelstahl einsetzt und dass der Whisky aus meinem Batch im Durchschnitt 76 Stunden darin fermentierte,
    • welche Parameter beim Destillieren zum Tragen kommen, so erfahre ich Fakten wie
      • die Formen und Fassungsvermögen der Stills und
      • den Alkoholgehalt des New Make,
    • und dass man den Whisky mit Wasser aus der Glenmore-Quelle auf 63,5% vol. Füllstärke herunterbringt, bevor er in die Fässer kommt.
    • Auch die Fässer des Batches werden äußerst präzise aufgelistet, jedes einzelne mit Angaben zu Größe und Vorbelegung.

Wer selbst mal nachlesen möchte, kann dies hier tun.

Ok, ich brauche nicht alle diese Information, aber viele von ihnen interessieren mich tatsächlich, wie die sehr relevante Füllstärke (siehe separaten Artikel dazu). Die erfährt man viel zu selten.

Ich finde, diese Traceability ist eine tolle Sache und setzt sich hoffentlich durch.

Slàinte Mhath!
Dirk