Kennt ihr das? Man erlebt etwas intensiver, wenn man alles mal ganz anders aufzieht als sonst. Heißt in diesem Fall: Whiskyprobe auf dem Balkon, aus stylischen Gläsern, die ich sonst nur ganz selten benutze, außergewöhnlich früh am Abend, während aus dem Backofen der für morgen bestimmte Marmorkuchen duftet, den ich 30 Minuten zuvor reinschob.
Auf jeden der drei Whiskys freute ich mich. Ein 9jähriger Tobermory von der Isle of Mull, die wir auf unserer nächsten Schottlandreise 2021 voraussichtlich besuchen werden. Ein 11jähriger Old Pulteney, mir bislang eher unbekannt und hoch im Norden gelegen. Und ein 10jähriger Ardmore aus einem Fass, in dem vorher ein rauchiger Islay-Whisky gereift war.
Farblich waren die beiden aus den Sherry-Fässern leicht zu erkennen. Auf Anhieb gefiel mir der Tobermory besonders gut, da er neben dem Sherryaroma eine zweite Note hatte, die ich aber nur schwer beschreiben kann, jedenfalls eine angenehme. Der Old Pulteney kam warm und vollmundig rüber, aber weniger vielfältig als der Tobermory. Der Ardmore hatte es nach dem Old Pulteney zunächst schwer, sich zu behaupten.
Ich decke nun die Gläser ab, und wir bereiteten in der Küche das Abendessen vor.
Der Kuchen war fertig gebacken, und nun begleitete der Duft von selbstbelegtem Flammkuchen aus dem Backofen die zweite Runde meiner Verkostung, dieses Mal in umgekehrter Reihenfolge.
Und nun überzeugte der Ardmore total, ein unaufdringlicher, aber dennoch deutlich rauchiger Whisky. Beeindruckend, dass dieser Einfluss alleinig von dem ex-Islay-Fass stammt. Der Tobermory, den ich ganz zu Anfang nach und nach mit zwei Teelöffeln Wasser von seinen 65,4% Alkohol runtergeholt hatte, gefiel mir weiterhin. Noch intensiver als beim ersten Mal kam auch der Old Pulteney rüber. Hätte ich blind seine Herkunft tippen sollen, hätte ich einen Tamdhu vermutet, an deren Cask Strength-Originalabfüllung er mich erinnerte.
Und so ging ein leckeres, ganz ungewöhnliches Tasting zu Ende. Drei Sieger, kein Verlierer.
Slàinte Mhath!
Dirk