Investieren in ein Whiskyfass

Wer hat noch nicht mit dem Gedanken gespielt, in ein Whiskyfass zu  investieren, das dann mehrere Jahre irgendwo in Schottland vor sich hin reift. Einmal habe ich mich bereits auf dieses Abenteuer eingelassen – zugegebenermaßen recht spontan. Weil ich nun ein zweites Projekt dieser Art in Angriff nehmen möchte – dieses Mal etwas fundierter – habe ich mich in den letzten Wochen besonders intensiv damit befasst und möchte meine Erkenntnisse hier teilen.

Zunächst sollte man sich folgende Frage stellen:

„Wenn der Whisky reif zum Abfüllen ist, was habe ich dann mit ihm vor? Welche Optionen erscheinen mir als passend, und welche Szenarien möchte ich ausschließen?“

Ich fand zunächst zwei grundsätzliche Formen von Cask Offers:

Da gibt es solche von oft jungen Destillerien wie beispielsweise die Isle of Harris Distillery. Diese Cask Offers zielen darauf ab, in der mindestens dreijährigen Anlaufphase, in der die Destillerie zwar bereits Whisky brennt, aber noch keinen Single Malt Scotch Whisky verkaufen darf, an Kapital zu kommen zwecks Aufrechterhaltung des Betriebs.

Um dies vorwegzunehmen: Ein solches Fass zu kaufen ist dann angesagt, wenn man sich dieser Destillerie in irgendeiner Form verbunden fühlt, wenn man sie fördern und mit dazugehören möchte oder wie es die Nc’nean Distillery in ihrem Video beschreibt: Wenn man einfach nur eine Entschuldigung braucht, immer wieder in diese schöne Gegend Schottlands zu reisen. Dementsprechend werden die Fässer in der Regel auch dekorativ mit dem Namen des Eigentümers versehen und Besuchsrechte eingeräumt sowie der Anspruch auf gelegentliche Proben des Whiskys.

Warum ist diese Form von Cask Offers nur bedingt als Investitionsobjekt geeignet? Schaut man sich die Terms & Conditions an, wird man darin verpflichtet, den Whisky ausschließlich privat zu konsumieren und ihn nicht zwecks Erzielung eines Profits weiterzuverkaufen. Oft wird darauf verwiesen, dass britische Gesetze und Vorschriften das verlangen. Letzteres ist nicht ganz richtig, denn ein solcher Gelegenheitsverkauf würde einen vor dem Gesetz noch lange nicht zum Revenue Trader machen, für die tatsächlich strenge Regeln gelten. Aber egal, man geht zunächst mal diese Verpflichtung ein. Außerdem wird oft festgelegt, dass das Fass am Ende der Reifung in der Destillerie oder durch die Destillerie in Flaschen abgefüllt werden muss. Oft wird diese Regel dadurch zusätzlich unterstrichen, dass einem das Fass selbst gar nicht gehört, sondern nur der Inhalt.

Unterm Strich fällt jedenfalls auf, dass diese Destillerien vermeiden möchten, in ihren jungen Jahren die Kontrolle über ihren Whisky und ihre Marke und deren Reputation zu verlieren. In meinen Augen durchaus ein legitimes Interesse. Man stelle sich vor, dass Dutzende von privaten Fasseigentümern ihren Whisky durch – womöglich dubiose – Abfüller oder Auktionen auf den Markt werfen.

Langer Rede kurzer Sinn: Man kann nicht frei über das Fass entscheiden, sondern man besitzt am Ende über 200 Flaschen Whisky, die man aufgrund der Verpflichtung, die man einging, eigentlich nicht mal weiterverkaufen darf. Hinzu kommt die damit verbundene aufwendige Logistik sowie Steuern und Zölle.

In den Fällen, wo ich aus den anfangs vorweggenommenen Gründen dennoch ein großes Interesse an einem Cask Offer einer konkreten jungen Destillerie habe, suche ich in den Terms & Conditions nach einem Angebot der Destillerie, das Fass zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückzukaufen. Notfalls frage ich nach. Diese Option erlaubt es mir, über einen langen Zeitraum mittels dieses Fasses mit der Destillerie verbunden zu sein, gleichzeitig sitze ich hinterher aber nicht auf über 200 Flaschen Whisky.

Aber auch bereits etablierte Destillerien bieten Fässer an, und zwar ohne die oben genannten Beschränkungen bzw. mit Bestimmungen, die durchaus erlauben, mit dem Fass zu handeln. Da gilt es wiederum, auf andere Punkte in den Terms & Conditions zu achten. Diese betreffen beispielsweise die Art der Rechte am Fass und zwar nicht nur gegenüber der Destillerie, sondern auch gegenüber dem Lagerhaus, in dem es liegt, welches nicht unbedingt der Destillerie gehört, oder auch die Namensrechte, nämlich wie der Whisky am Ende bezeichnet werden darf und wie nicht.

Neben meinem Selbststudium habe ich viel von einem jungen, aber mit diesem Markt sehr vertrauten Whisky Broker gelernt, Mark Littler, und zwar durch seine Webseite, eine Broschüre, die er herausgab, seine Youtube-Videos und zuletzt ein persönliches Gespräch.

Mark Littler auf Youtube

Mein Fazit:

Wenn es die oben genannte, eher emotionale Motivation ist und wenn die Voraussetzungen stimmen – insbesondere diese Option des Fassrückkaufs durch die Destillerie – dann sind für mich solche Private Cask Offers weiterhin eine Option, aber nicht als Investition, mit der ich eine Rendite erzielen möchte.

Für Letzteres sollte man in ein Fass einer renommierten Marke investieren, und bevorzugt nicht in ein ganz frisch abgefülltes, sondern in eines, das bereits seit fünf bis zehn Jahren reift, weil der Wertzuwachs in der sich dann anschließenden Phase in der Regel steiler ausfällt als in den ersten Jahren der Lagerung. Ich werde das unbedingt über einen solchen Broker tun, in meinem Fall sicher über Mark, sollte sich eine solche Gelegenheit ergeben. Auch deshalb über ihn, um von vornherein die Weichen richtig zu stellen für den Verkauf des Fasses Jahre später.

Slàinte Mhath
Dirk

Hinweis: Dieser Artikel soll über meine persönlichen Erkenntnisse der letzten Wochen berichten, nicht mehr und nicht weniger. Insbesondere können die genannten Informationen Fehler enthalten und sind keinesfalls vollständig. Dementsprechend empfehle ich, keine Entscheidungen für oder gegen Cask Offers basierend auf diesem Artikel zu treffen, sondern sich selbst umfassend zu informieren.